Wer ein Icom-Gerät IC9700, IC705, IC905 oder Handfunkgeräte ID31, ID50, ID51, ID52, ID4100 einsetzt hat sicherlich schon gehört oder gelesen, dass man die Transceiver als Terminal oder Repeater (Hotspot) zum Einstieg ins DSTAR-Netz nutzen kann.
Bei den Transceivern mit eigenem Netzwerkinterface (IC9700 mit LAN, IC705/IC905 mit WLAN) funktioniert das direkt, bei den Handfunk- und dem Mobilfunkgerät wird die Software RS-MS3 benötigt. Diese gibt es kostenlos für Android (RS-MS3A), Apple IOS (RS-MS3I) und Windows (RS-MS3W). Die Smartphone-Versionen findet man in den jeweiligen App-Stores, die Windows-Version auf der Icom Downloadseite für Software, Treiber und Firmware.
Die Beschreibungen im Handbuch der Geräte beziehen sich in der Regel auf die Japanische Sicht, wo das Netz mit kommerziellen Icom-Gateways betrieben und nur Callsign-Routing genutzt wird. Das passt bei uns nicht immer, es gibt in ganz Europa kaum noch irgendein Icom-Gateway mit der Original Icom-Software und Callsign-Routing nutzt auch niemand mehr, viele Gateways können das gar nicht.
Wir nutzen Eigenbau-Systeme, die meisten mit einer Software auf der Basis von „ircDDBGateway“, Eigenbau-Repeater, oft Multimode-fähig, und Reflectoren statt Callsign-Routing.
Auch die von Icom herunterladbaren Datenfiles mit den Reflectoren des REF-Systems sind bei uns nicht mehr zeitgemäß.
Dinge wie Multimode-Repeater (MMDVM) und Multimode-Reflector-Systeme wie XLX sind bei der Entwicklung und Dokumentation meistens nicht berücksichtig worden.
Man sollte deshalb generell mit dem was im Handbuch steht vorsichtig sein und sich bei lokalen Quellen schlau machen.
Die in Europa in der Masse mit der Software ircDDBGateway betriebenen DSTAR-Gateways erlauben den Zugang in diesem Icom-G3-Terminalmode nicht, weshalb ich hier beschreiben möchte, wie man den Transceiver mit XLX-Reflectoren nutzt, die diesen Mode unterstützen.
Ich beschreibe es konkret anhand unseres Reflectors XLX262, der aus dem Hamnet und dem Internet für diese Dienste eingerichtet ist.
Netzanbindung:
Als erstes muss man seinen Transceiver ans Netz bringen, entweder ans Hamnet oder ans Internet.
Man kann den IC9700 dazu direkt in sein LAN und über seinen Router ins Internet oder Hamnet hängen.
IC705/IC905 werden entsprechend über WLAN angebunden.
Das Ganze funktioniert analog mit den Hand- und Mobilfunkgeräten und der o.a. Icom-Software.
Nach der Anleitung im Icom-Handbuch kann man beim IC9700 auch einen PC dazwischenschalten, was nach meinem Verständnis für den DATA-Mode gedacht, so zeigt es auch das entsprechende Menü. Ich hab diesen Weg nicht selbst ausprobiert, erkenne darin keinen wirklichen Sinn.
Wie man einen Hamnet-Zugang per VPN bekommt, sofern man keinen Hamnet-Einstieg über Funk in der Nähe hat, findet Ihr hier bei www.prgm.org unter dem Menüpunkt „Hamnet“ ganz am Ende.
IP-Konfiguration:
Im Menü der netzwerkfähigen Geräte IC9700, IC705, IC905 findet man unter Menu -> Set -> Network die Netzwerkeinstellungen. Hier kann man entweder IP-Adresse, Default-Gateway manuell eintragen oder per DHCP von einem DHCP-Server übernehmen.
(„Default-Gateway“ ist hier das IP-Gateway / der Router im eigenen LAN/WLAN, also z.B. die Fritz!Box oder beim Betrieb am Hamnet der Router oder PC, der per Link oder VPN ins Hamnet routet. Es hat nichts mit dem „DSTAR-Gateway“ zu tun, was dann später bei den DV-Einstellungen kommt).
Dieses Foto zeigt meine Einstellungen für den Hamnet-Zugang, die ich manuell machen muss.
Für den Zugang über das Internet nutze ich ganz einfach DHCP (den ersten Menüpunkt auf ON schalten, dann füllt sich der Rest bei einem Neustart des Transceivers automatisch mit den Daten, die der DHCP-Server sendet, in meinem Fall die FritzBox)

Der DNS-Server im Hamnet ist üblicherweise 44.148.228.53.
Was man als Network Name einstellt ist freigestellt, ich weiß nicht wofür der gebraucht wird.

Nutzt man DHCP werden die Einstellungen grau dargestellt und man kann sie nicht manuell ändern.
Wer DHCP nutzt und ins Hamnet will, sollte wissen was er tut.
Die nachfolgenden Settings in diesem Menu, wie die verwendeten Ports, sollte man so lassen wie sie sind.
DV GW Konfiguration:
Als nächstes folgt die DSTAR-Konfiguration.
Die findet man im Menu unter „DV GW“ auf der 2. Menüseite, die man durch Tippen auf die „2“ in der unteren Zeile erreicht. Die Fotos beziehen sich auf den IC9700, es sieht aber bei den anderen Geräten ganz ähnlich aus.


Die ersten beiden Punkte dieses Menüs werden erst nach Abschluss der Konfiguration interessant, hier aktiviert man dann den Terminal- oder den Repeater-Mode, bzw. kommt wieder zurück zum Normal-Modus.
Die Umschaltung vom Terminal-/Repeater- in den Normal-Mode taucht auch im Quick-Menü nochmal auf sobald sich das Gerät nicht mehr im Normal-Modus befindet. Damit kann man sehr schnell und bequem wieder zurück zum lokalen Normalbetrieb.
– Beim Terminal-Mode arbeitet der Transceiver als Terminal, d.h. man spricht ins Mikrofon und die „Aussendung“ wird direkt über das LAN/WLAN zum konfigurierten DSTAR-Gateway oder zu einem Reflector ins DSTAR-Netz übertragen. Es ist keine HF im Spiel, der Transceiver nutzt nur seinen NF-Zweig und den AMBE-Encoder/Decoder.
Das Ganze ist so eine Kombination aus Funkgerät und Hotspot in einem.

– Beim Repeater-Mode wird der Transceiver als Repeater genutzt.
(Eigentlich als Simplex-Hotspot, denn Repeater arbeiten üblicherweise voll-duplex was hier nicht der Fall ist. Icom spricht mal von „Repeater“, mal von „AP“ / „AccessPoint“)
Man sendet mit einem anderen DSTAR-Gerät – z.B. einem Handfunkgerät – zum IC9700 (oder IC705, IC905 bzw. ID30,50,51,52 mit RS-MS3-Software) im Shack und der überträgt die Aussendung dann per Netzwerk an das DSTAR-Gateway oder den Reflector, ähnlich wie es mit den vielen Hotspot-Dongles, DV4mini etc. möglich ist.
Gegenüber einem üblichen Hotspot hat diese Konfiguration den Vorteil, dass man einen echten Transceiver als Relais benutzt mit deutlich mehr Leistung als die paar mW eines Hotspots, einem sauberen Ausgangssignal und einem Anschluss für eine Dachantenne.
Beim „Repeater“-Betrieb muss die Frequenz eingestellt werden auf dieser „private Repeater“ arbeiten soll.
(Nach Bandplanempfehlung liegen Frequenzen für bemannte Digital-Voice Hotspots und Simplexbetrieb – also die ohne spezielle Lizenz – bei uns in DL im Bereich von 433,6125 bis 433,9875 MHz im 12,5kHz-Abstand).

Zur weiteren Konfiguration stellt man die Einstellung „Gateway Select“ auf „Internal Gateway (LAN)“.
(Mit dem „External Gateway“ funktioniert das Ganze über einen vorgeschalteten PC oder ein Android-Gerät, nicht dem IC9700 direkt am Internet oder Hamnet. Dieser Mode ist nach meinem Verständnis für den DATA-Mode gedacht.)
Anschließend geht man in die zugehörigen „Internal Gateway-Settings“ und stellt dort unter „Gateway Repeater (Server IP/Domain)“ die IP-Adresse oder den Hostnamen des Reflectors ein, über den man ins DSTAR-Netz einsteigen will.
Bei uns am Mittelrhein ist das der Reflector XLX262
– im Hamnet: Hostname xlx262.db0lj.hamnet.radio – IP 44.149.73.11
– im Internet: Hostname xlx.prgm.org
Ich empfehle beim Testen zunächst einen Reflector als Ziel zu nehmen, bei dem man sicher ist, dass er erreichbar ist, denn bei den DSTAR-Repeatern und Gateways ist das wie oben schon angesprochen nicht immer gegeben.
Reflector-Listen mit IP-Adressen, wie sie oft üblich sind, sind denkbar ungeeignet, da viele keine feste IP-Adresse haben und damit die angegebene beim Erscheinen der Liste schon lange überholt ist.
Für das Internet sollte ein Hostname angegeben und die entsprechenden Ports müssen eingerichtet sein.
Bei XLX262 ist das in Internet und Hamnet der Fall.
Im Menü folgt dann der Menüpunkt „Terminal/AP Callsign“.
Hier gibt man das gewünschte Rufzeichen seines Terminals oder AP ein, wie üblich mit einem frei wählbaren Modulbuchstaben. Das ist das Rufzeichen des eigenen Terminals oder Accesspoints.
Ich nutze hier z.B. „DL5DI D“ für Dongle oder „DL5DI T“ für Terminal.
(vorne das Rufzeichen und der Modulbuchstabe dann wie bei DSTAR üblich an 8. Stelle, dazwischen mit Leerzeichen entsprechend passend aufgefüllt)
„Gateway Type“ steht auf „Global“, es sei denn man ist in Japan, der Rest ist egal.
Das Ganze sieht bei mir am Ende so aus:

Test / Betrieb:
Hatte man Netzwerkeinstellungen geändert muss man den Transceiver zunächst einmal neu starten bevor sie aktiv werden.
Nun aktiviert man im Menü „DV GW“ den gewünschten Punkt „Terminal Mode“ oder „Repeater Mode“.
Ist er einmal aktiv kann man später einfach wie gewohnt über die Taste „Call/DR“ (einmal lang drücken) in den DR-Modus kommen und landet automatisch im gewählten Mode.
Man bekommt eine Tabelle mit 2 Zeilen angezeigt.
Die untere ist bereits richtig eingestellt und zeigt „Terminal Mode (Int)“ bzw. „Repeater Mode“ und das zuvor eingestellte eigene Call mit der SSID des IC9700 Terminals bzw. Hotspots.
In der ersten Zeile stellt man nun das Ziel ein.
Man tippt dazu in die Zeile und wählt z.B. „Direct Input (UR)“ und gibt z.B. ein „/XLX262U“
Der führende Schrägstrich sagt, das man über diesen Reflector sprechen möchte, nicht mit dem Reflector sprechen will… der versteht einen sowieso nicht…:-)
Hier der Bildschirm des IC9700:

Genauso sieht es beim IC705 aus:
Und so sieht das Ganze analog dann in der Icom-Software RS-MS3 aus, hier die Android-Version an einem ID52:
Man sieht auf dem Bildschirm die notwendigen Einstellungen und unten die letzten ausgetauschten Datenpakete mit MYcall, URcall, Rptr1 und Rptr2.
Bei Fehlern tauchen hier die entsprechenden Meldungen auf.
Ein paar Probleme hatte ich mit der Verbindung von Handfunkgerät und Smartphone. Per Bluetooth klappt es mit der Software gar nicht, das Pairing funktionierte zwar, aber die Software fand das Gerät nicht. Ich hatte allerdings auch nicht viel getestet da ich diese Konfiguration selbst nicht brauche und es mit dem IC705 per WLAN und IC9700 per LAN keine Probleme gab.
Bei der Verbindung per USB-Kabel muss man auf dem Android-Smartphone den Datenmodus aktivieren.
Das klappt dann zwar, allerdings versucht offenbar das Funkgerät nebenher noch das Smartphone aufzuladen, oder umgekehrt? Auch das hatte ich nicht versucht zu fixen, lässt sich vermutlich irgendwo einstellen.
Ich setze z.B. als Ziel „/XLX262U“ ein. Das Modul „U“ ist mit den lokalen DSTAR- und DMR-Repeatern verlinkt oder – wie im Bild zu sehen – bei ersten Tests den unbelegten XLX262V, womit man die Zuhörer des XLX262U nicht beim Schlafen stört 🙂
(-> der Modulbuchstabe – hier „U“ – muss wie in DSTAR üblich immer an 8. Stelle stehen! Bei Rufzeichen und Reflector-Namen mit 6 Zeichen und dem vorangestellten „/“ist das automatisch gegeben, bei Repeater-Rufzeichen mit nur 5 Buchstaben oder weniger, oder Callsign-Routing, ohne den Schrägstrich am Anfang, muss zwischen dem Rufzeichen und dem Modul passend mit Leerzeichen aufgefüllt werden. Ich sehe ab und an, dass Nutzer die Rufzeichen schön formatieren, zentrieren, oder das Modul an 7. Stelle. Das funktioniert nicht! Vorne darf kein Leerzeichen stehen und das Modul muss immer an die 8. Stelle. Es geht nicht um Schönheit, das sind benötigte Daten zum Auffinden von Routinginformationen in der Rufzeichendatenbank der DSTAR-Systeme)
Drückt man dann die Sendetaste sollte man auf dem Reflector gehört werden und in der Linkliste auftauchen.
Das sieht dann bei XLX262 z.B. so aus:
Statusseite https://xlx.prgm.org
Menüpunkt Users/Modules:
Links der Eintrag eines Durchgangs in der Benutzerliste, rechts der Terminal-Eintrag beim Modul „U“ in der Linkliste.
Menüpunkt Repeater/Nodes:
Liste der aktuell verbundenen Gegenstationen, dabei der Terminaleintrag DL5DI-T, in diesem Fall mit einer 44.149-IP, also aus dem Hamnet.
Zu beachten:
Das Rufzeichen im Gerät und das Terminal-/Repeater-/Dongle-Call dürfen nicht gleich sein!
Bei Repeatern benutzt man standardmäßig den Buchstaben „A“ auf 23cm, „B“ auf 70cm, „C“ auf 2m, „D“ für Dongles, „E“ auf 10m, „G“ ist für Gateways reserviert.
Ich nutze für den Terminalmode meist „D“ für Dongle oder „T“ für Terminal oder „I“ für Internet.
Wer 2 Geräte hat kann sich auf einem anderen Repeater zur Kontrolle selbst zurück hören.
(Testen sollte man selbstverständlich nicht auf Reflector-Modulen wo massenhaft Repeater angebunden sind und es an hunderte von Zuhörern rausgeht, wo bei kurzem Drücken der PTT hunderte von Geräten dann das Rufzeichen automatisch ansagen … das nervt und man macht sich damit keine Freunde.
Das gilt auch für das regelmäßige automatische Aussenden von Standort-Daten über Reflectoren, auch das gehört da nicht hin und kann zur Sperre führen. )
Beenden des Terminal/Repeater Modes
Es gibt verschiedene Wege zurück in den normalen Betrieb, so z. B.:
Unter Menu -> DV GW steht an 1. Stelle nun statt „Terminal Mode“ „Normal Mode“. Einmal drauftippen und ab sofort läuft der DV-Betrieb wieder im Normal-Modus über HF.
Warum per Hamnet?
Ich hoffe, dass diese Beschreibung dem einen oder anderen weiterhilft.
Ich selbst bin seit vielen Jahren mit am Ausbau des Hamnets beteiligt und betreibe verschiedene Server am Hamnet und in der HamCloud. Ich bevorzuge diesen Weg, weshalb ich mich bei der Beschreibung im Detail in der ersten Ausgabe auf das Hamnet konzentriert hatte.
Das Hamnet steht allen lizenzierten Funkamateuren offen. Man braucht dazu keinen großen Aufwand treiben, es gibt diverse Möglichkeiten einfach per VPN einzusteigen.
Ein großer Vorteil ist die Sicherheit. Man hat sich einmal authentifiziert indem man sich ins VPN eingeloggt hat und hat damit Zugriff auf Dinge, die man im Internet eigentlich nicht oder nur eingeschränkt betreiben kann, weil es sehr schwer ist sie nach den Gesetzesvorgaben per wirksamer Authentifizierung gegen nicht-lizenzierte Benutzer ab zu sichern.
Hinzu kommen Dinge wie feste IP-Adressen, Anbindung von Standorten, wo es keinen Internetzugang gibt, volle Einbeziehung von Diensten, wo es über einen Internet-Router gar nicht geht, eigenes Routing, schnelle Cloud-Dienste… eine große experimentelle Komponente und vieles mehr.
Ich wünsche viel Erfolg und viel Spaß mit den Icom-Geräten und im DSTAR-Terminal- oder Repeater-Mode.
Vy 73
Hans-Jürgen DL5DI