Mit dem IC9700/IC705 per Terminal- oder Repeatermode über Hamnet anbinden

Wer den Icom IC9700 oder IC705 einsetzt hat sicherlich schon gehört oder gelesen, dass man die Transceiver als Terminal oder Repeater (Hotspot) zum Einstieg ins STAR-Netz nutzen kann.
Die Beschreibungen im Handbuch beziehen sich in der Regel auf die Japanische Sicht, wo das Netz mit kommerziellen Icom-Gateways betrieben und nur Callsign-Routing genutzt wird. Das passt bei uns nicht immer, es gibt in ganz Europa kaum noch irgendein Icom-Gateway mit der Original Icom-Software und Callsign-Routing nutzt auch niemand mehr, viele Gateways können das gar nicht. Wir nutzen Eigenbau-Systeme, die meisten mit der Software „ircDDBGateway“, Eigenbau-Repeater, oft Multimode-fähig, und Reflectoren statt Callsign-Routing.
Auch die von Icom herunterladbaren Datenfiles mit den Reflectoren des REF-Systems sind bei uns nicht mehr zeitgemäß.
Dinge wie Multimode-Repeater (MMDVM) und Multimode-Reflectorsysteme wie XLX sind bei der Entwicklung und Dokumentation nicht berücksichtig worden.
Man sollte deshalb generell mit dem was im Handbuch steht vorsichtig sein und sich bei lokalen Quellen schlau machen.

Hier eine Beschreibung wie man den Transceiver bei uns ans Netz bringt und Reflectoren nutzt. Ich beschreibe es konkret anhand unserer DSTAR-Gateways im Hamnet.

Netzanbindung:
Als erstes muss man den Transceiver ans Netz bringen, entweder ans Hamnet oder ans Internet.
Man kann den IC9700 dazu direkt in sein LAN und über seinen Router ins Internet oder Hamnet hängen. Der IC705 wird analog über WLAN angebunden.
Das Ganze funktioniert auch mit ID52 und einer Icom-Software fürs Smartphone.
Nach der Anleitung kann man beim IC9700 auch einen PC dazwischenschalten, was nach meinem Verständnis für den DATA-Mode gedacht, so zeigt es auch das entsprechende Menü. Ich hab diesen Weg nicht selbst ausprobiert.

Wie man einen Hamnet-Zugang per VPN bekommt, sofern man keinen Hamnet-Einstieg über Funk in der Nähe hat, findet Ihr hier bei www.prgm.org unter dem Menüpunkt „Hamnet“ ganz am Ende.

IP-Konfiguration:
Im Menü des IC9700 findet man unter Menu -> Set -> Network die Netzwerkeinstellungen. Hier kann man entweder IP-Adresse, Default-Gateway manuell eintragen oder per DHCP von einem DHCP-Server übernehmen.
(„Default-Gateway“ ist hier das IP-Gateway / der Router im eigenen Netz, also z.B. die Fritz!Box oder hier am Beispiel beim Betrieb am Hamnet der Router oder PC, der per Link oder VPN ins Hamnet routet. Es hat nichts mit dem „DSTAR-Gateway“ zu tun, was dann später bei den DV-Einstellungen kommt).

Der DNS-Server im Hamnet ist üblicherweise 44.148.228.53.
Was man als Network Name einstellt ist freigestellt, ich weiß nicht wofür der gebraucht wird.

Nutzt man DHCP werden diese Einstellungen grau dargestellt und man kann sie nicht manuell ändern. Wer DHCP nutzt und ins Hamnet will, sollte wissen was er tut.

Die nachfolgenden Settings in diesem Menu, wie die verwendeten Ports, sollte man so lassen wie sie sind.

Wichtig ist noch ein kleiner Hinweis im Handbuch: der UDP-Port 40000 muss eingehend auf den IC9700 gemappt werden. Im Hamnet ist das normal kein Problem, da hat jedes Gerät seine eigene IP-Adresse und bekommt alle Ports direkt aus dem Netz, beim Betrieb hinter einem Router, wie am Internet oder hinter einem VPN-Router, nutzen aber alle im LAN/WLAN angeschlossenen Geräte nach außen hin die gleiche IP-Adresse, nämlich die des betreffenden Routers, deshalb muss der Router in den NAT-Einstellungen so konfiguriert werden, dass er den UDP Port 40000 an die Adresse des IC9700 weiterleitet.
(Falls man das nicht macht wird man zwar gehört, rausgehend klappt es, es kommt aber kein Audio rein, denn das wäre der Stream, der auf UDP-Port 40000 reinkommt und dann im Router verloren geht wenn er nicht weiß an welches Gerät im LAN er ihn schicken soll).

DV GW Konfiguration:
Als nächstes folgt die DSTAR-Konfiguration.
Die findet man im Menu unter „DV GW“ auf der 2. Seite der Übersicht, die man durch Tippen auf die 2 in der unteren Zeile erreicht.

Die ersten beiden Punkte dieses Menüs werden erst nach Abschluss der Konfiguration interessant, hier aktiviert man dann den Terminal- oder den Repeater-Mode, bzw. kommt wieder zurück zum Normal-Modus.
Die Umschaltung zwischen Terminal- und Normal-Mode taucht im Quick-Menü nochmal auf.

– Beim Terminal-Mode arbeitet der IC9700 als Terminal, d.h. man spricht ins Mikrofon und die „Aussendung“ wird direkt über das Netzwerk zum konfigurierten DSTAR-Gateway oder zu einem Reflector ins DSTAR-Netz übertragen. Es ist keine HF im Spiel, der Transceiver nutzt nur seinen NF-Zweig und den AMBE-Encoder/Decoder.
Das Ganze ist so eine Kombination aus Funkgerät und Hotspot in einem.

(Quelle: Icom Advanced User Manual, Kapitel 11 „About the DV Gateway Function“)

– Beim Repeater-Mode wird der Transceiver als Repeater genutzt.
(Eigentlich als Simplex-Hotspot, denn Repeater arbeiten üblicherweise voll-duplex. Icom spricht mal von „Repeater“, mal von „AP“ / „AccessPoint“)
Man sendet mit einem anderen DSTAR-Gerät zum IC9700 (oder IC705) und der überträgt die Aussendung dann per Netzwerk an das DSTAR-Gateway oder den Reflector, ähnlich wie es mit den vielen Hotspot-Dongles, DV4mini etc. möglich ist…. nur größer 🙂
Beim „Repeater“-Betrieb muss die Frequenz eingestellt werden.
(Nach Bandplanempfehlung liegen Frequenzen für bemannte Digital-Voice Hotspots und Simplexbetrieb – also die ohne spezielle Lizenz – bei uns in DL im Bereich von 433,6125 bis 433,9875 MHz im 12,5kHz-Abstand).

(Quelle: Icom Advanced User Manual, Kapitel 11 „About the DV Gateway Function“)

Zur weiteren Konfiguration stellt man die Einstellung „Gateway Select“ auf „Internal Gateway (LAN)“.
(Mit dem „External Gateway“ funktioniert das Ganze über einen vorgeschalteten PC oder ein Android-Gerät, nicht dem IC9700 direkt am Internet oder Hamnet. Dieser Mode ist nach meinem Verständnis für den DATA-Mode gedacht. Den gibt es bei uns nicht in der von Icom gedachten abgeschlossenen Form, nur im Netz von Icom-Gateways, wie dem US-Trust-Netzwerk)

Anschließend geht man in die zugehörigen „Internal Gateway-Settings“ und stellt dort unter „Gateway Repeater (Server IP/Domain)“ die IP-Adresse des DSTAR-Gateways oder eines Reflectors worüber man ins DSTAR-Netz einsteigen will.
(Bei unseren Tests im Nov 2020 hat der Domainname nicht funktioniert, wir mussten die IP-Adresse benutzen, ab Fw 1.30 funktioniert auch der Domainname)

Im Raum Mayen-Koblenz ist das im Hamnet der Reflector XLX262 – Hostname xlx262.db0lj.hamnet.radio – IP 44.149.73.11 oder xlx262.prgm.org im Internet.
DB0RPL und DB0LJ sind auch im Hamnet per Terminalmode erreichbar
– dv.db0lj.hamnet.radio – IP: 44.149.73.7
– dv.db0rpl.hamnet.radio – IP: 44.149.73.130

Im Menü folgt dann der Menüpunkt „Terminal/AP Callsign“.
Hier gibt man das gewünschte Rufzeichen seines Terminals oder AP ein, wie üblich mit einem frei wählbaren Modulbuchstaben. Das ist das eigene Rufzeichen, das des IC9700, des eigenen Terminals oder Accesspoints, nicht das des irgendeines Repeaters oder Gateways. Ich nutze hier z.B. „DL5DI I“.
(vorne das Rufzeichen und der Modulbuchstabe dann wie bei DSTAR üblich an 8. Stelle, dazwischen mit Leerzeichen aufgefüllt)

„Gateway Type“ steht auf „Global“, es sei denn man ist in Japan, der Rest ist egal.
Das Ganze sieht bei mir am Ende so aus:

Test / Betrieb:
Hatte man Netzwerkeinstellungen geändert muss man den Transceiver zunächst einmal neu starten bevor sie aktiv werden.
Nun aktiviert man im Menü „DV GW“ den gewünschten Punkt „Terminal Mode“ oder „Repeater Mode“.
Ist er einmal aktiv kann man später einfach wie gewohnt über die Taste „Call/DR“ (einmal lang drücken) in den DR-Modus kommen und landet automatisch im gewählten Mode.

Man bekommt eine Tabelle mit 2 Zeilen angezeigt.
Die untere ist bereits richtig eingestellt und zeigt „Terminal Mode (Int)“ bzw. „Repeater Mode“ und das zuvor eingestellte eigene Call mit der SSID des IC9700 Terminals bzw. Hotspots.
In der ersten Zeile stellt man nun das Ziel ein. Man tippt dazu in die Zeile und wählt z.B. „Direct Input (UR)“

Ich empfehle beim Testen zunächst einen Reflector als Ziel zu nehmen, der erreichbar ist, denn bei den Repeatern ist das wie oben schon angesprochen nicht immer unbedingt gegeben.
Ich setze z.B. als Ziel „/XLX262U“ ein!
(-> der Modulbuchstabe – hier „U“ – muss wie in DSTAR üblich an 8. Stelle stehen! Bei Rufzeichen und Reflector-Namen mit 6 Zeichen ist das automatisch gegeben, bei Repeater-Rufzeichen mit nur 5 Buchstaben oder weniger, oder Callsign-Routing, also ohne den Schrägstrich am Anfang, muss zwischen dem Rufzeichen und dem Modul mit Leerzeichen aufgefüllt werden. Ich sehe ab und an, dass Nutzer die Rufzeichen schön formatieren, zentrieren, oder das Modul an 7. Stelle. Das funktioniert nicht, vorne darf kein Leerzeichen stehen, das wird in der Datenbank nicht gefunden und das Modul muss an 8. Stelle. Es geht nicht um Schönheit, das sind benötigte Daten zum Auffinden von Routinginformationen in der Datenbank)

Drückt man dann die Sendetaste sollte man auf dem Reflector gehört werden und in der Linkliste auftauchen.
Das sieht dann bei XLX262 z.B. so aus:

Repeater/Nodes:

#FlagDV StationBandLast HeardLinked forProtocolModuleIP
1DL5DI-INET11.04.2021 15:130 days 00:15:01 sTerminal/APU44.149.73.9
2DB0RPL-B70cm11.04.2021 15:140 days 00:14:56 sDCSU44.149.73.7
3HCDMR1-INET11.04.2021 15:140 days 00:14:49 sDMRMmdvmU44.148.230.102
4DB0MYK-A23cm11.04.2021 15:030 days 00:11:39 sDCSU44.149.73.66
XLX262-Benutzerliste

Benutzer:

#FlagCallsignSuffixDPRSVia / PeerLast heardListening on
1DL2NXDV4MDL2NX D / XLX00111.04.2021 15:15C
2DF4PME880DB0RPL B11.04.2021 15:14U
3DH3PAE
HCDMR1 T11.04.2021 15:14U
4DL5DI9700DL5DI I11.04.2021 15:13U
5JM1KJJID31JM1KJJ B / XLX00111.04.2021 15:08C

XLX262-Linkliste:
DSTAR<->DMR+ U
DL5DI-I
DB0RPL-B
HCDMR1-I
DB0MYK-A


Wer 2 Geräte hat kann sich auf einem anderen Repeater zur Kontrolle selbst zurück hören.
(Testen sollte man selbstverständlich nicht auf Reflector-Modulen wo massenhaft Repeater angebunden sind und es an hunderte von Zuhörern rausgeht, wo bei kurzem Drücken der PTT hunderte von Geräten dann das Rufzeichen automatisch ansagen … das nervt und man macht sich damit keine Freunde.
Das gilt auch für das regelmäßige automatische Aussenden von Standort-Daten über Reflectoren, auch das gehört da nicht hin und kann zur Sperre führen.
Für längere Tests ist das Echo-Modul eines Reflectors gedacht)

Beenden des Terminal/Repeater Modes
Es gibt verschiedene Wege zurück in den normalen Betrieb, so z. B.:
Unter Menu -> DV GW steht an 1. Stelle nun statt „Terminal Mode“ „Normal Mode“. Einmal drauftippen und ab sofort läuft der DV-Betrieb wieder im Normal-Modus über HF.

Warum per Hamnet?
Ich hoffe, dass diese Beschreibung dem einen oder anderen weiterhilft.
Ich selbst bin seit vielen Jahren mit am Ausbau des Hamnets beteiligt und betreibe verschiedene Server am Hamnet und in der HamCloud. Ich bevorzuge diesen Weg, weshalb ich mich bei der Beschreibung im Detail auf das Hamnet konzentriert habe.
Das Hamnet steht allen lizenzierten Funkamateuren offen. Man braucht dazu keinen großen Aufwand treiben, es gibt diverse Möglichkeiten einfach per VPN einzusteigen.
Ein grosser Vorteil ist die Sicherheit. Man hat sich einmal authentifiziert indem man sich ins VPN eingeloggt hat und hat damit Zugriff auf Dinge, die man im Internet eigentlich nicht oder nur eingeschränkt betreiben kann, weil es sehr schwer ist sie nach den Gesetzesvorgaben per wirksamer Authentifizierung gegen nicht-lizenzierte Benutzer ab zu sichern.
Hinzu kommen Dinge wie feste IP-Adressen, Anbindung von Standorten, wo es keinen Internetzugang gibt, volle Einbeziehung von Diensten, wo es über einen Internet-Router gar nicht geht (Beispiel folgt unten), eigenes Routing, schnelle Cloud-Dienste… eine große experimentelle Komponente und vieles mehr.

Ich wünsche viel Erfolg und viel Spaß mit dem IC9700 und im DSTAR-Terminal- oder Repeater-Mode.

Vy 73
Hans-Jürgen DL5DI

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